Judith Scott (1943-2005) was born in Cincinnati, Ohio, USA. Afflicted by Down’s syndrome, she lived with her family in her early years, together with her twin sister. At the age of seven she was removed from her family environment and placed in an institution. She then spent more than 35 years in establishments where she was subjected to conditions close to imprisonment.
In 1986 Judith Scott was taken in charge by Joyce, her twin sister, who obtained custody of her. She then joined one year later the Creative Growth Art Center in Oakland, California, where she spontaneously engaged in creative work at the age of 44. (Text und Portraitfoto: Collection de l’art brut Lausanne)
For more than a decade, Judith Scott has been deeply involved in making large, colorful body-like sculptures out of found objects and yarn. Her works are abstract, dense, multilayered, and ultimately, a mystery. Judith cannot tell us what inspires her to create these objects. As a woman with Down syndrome, who is deaf and does not speak, these sculptures are Judith’s most complex means of communication. (Text: judithscottdocumentary.org)
Sehenswerter Filmbeitrag über eine Ausstellung mit Werken von Judith Scott (Museum of everything, London, 2011). Darin ist auch die reale Grösse der Objekte erkennbar:
Wie bei nichtbehinderten KünstlerInnen kann man sich nun natürlich endlos darüber streiten, was «Kunst» ist und was nicht. Wie im obigen Film angesprochen, fühlen sich aber offenbar Menschen von den Objekten berührt – und zwar auch ohne den Hintergrund der Urheberin zu kennen. Und wenn sie dann den Hintergrund erfahren, übt das ganze noch eine zusätzliche Faszination aus. Insbesondere auch deshalb, weil die Künstlerin ihre Objekte – soweit erkennbar – nicht in der Absicht «Kunst zu machen» schuf, sondern weil ihr vor allem der Herstellungsprozess zu gefallen schien. Die augenzwinkernd-ironische Sicht auf den Kunstbetrieb, die sich dadurch eröffnet, rechtfertigt es – neben dem eingangs erwähnten unmittelbar berührt weden – durchaus, die Arbeiten von Judith Scott als Kunst zu bezeichnen. Sofern man «Kunst» als etwas definiert, was einem berührt, zum Nachdenken bringt oder auch Sichtweisen in Frage stellt und nicht als etwas, das einfach nur «hübsch» aussieht und/oder technische Perfektion zur Schau stellt.
Schlussendlich hat das, was wir als «Kunst» betrachten, auch viel mehr mit uns selbst und was wir darin sehen (wollen) zu tun, als mit den (vemeintlichen) Absichten des Künstler/der Künstlerin. Soll ja auch Leute geben, deren WeltSchweizsicht sich in ihrer Albert Anker und Ferdinand Hodler-Sammlung abbildet.
Fotos Objekte: © Sylvain Deleu